Gute Flechteigenschaften und einen besonderen optischen Reiz weisen viele Pflanzen in Wald und Flur auf. Einige der wichtigsten Flechtmaterialien sollen an dieser Stelle vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um die häufigst verwendeten Pflanzen in der Flechterei in Europa. Diese werden zum Teil von den Flechtern kultiviert oder sind über Materialhändler beziehbar.
Weiden als Flechtmaterial
Von Monika Ehret
Frische Weidenruten
Es gibt sehr viele Weidenarten. Weiden sind eine der sortenreichsten Pflanzen, die auch untereinander Hybride bilden.
Zum Flechten eigenen sich am besten lange, dünne, gerade, gut biegsame und nicht verzweigte Ruten. Die auffällig gelborange gefärbten Ruten der Dotterweide sind meist sehr gut geeignet. Es gibt aber auch unscheinbare grüne und graue Weiden, die sich gut verarbeiten lassen. Daneben gibt es auch fast schwarze, beige und rötliche Sorten. Ein Test mit einer abgeschnittenen Weidenrute ist hilfreich. Wenn ein enger Ring oder Knoten gebogen wird und dieser nicht bricht, ist die Weide zum Flechten geeignet.
Die Schnittzeit für Weiden ist von Ende November, sobald sie das Laub abgeworfen haben, bis Ende Februar, wenn die Ruten wieder austreiben. Bitte holen Sie sich vor dem Schneiden immer die Erlaubnis des Besitzers. Nachfragen kann man zum Beispiel bei Landwirten, der Gemeinde oder dem NABU.
Kühl und nicht im direkten Sonnenlicht gelagert, bleiben die Ruten noch ca. 4- 8 Wochen verarbeitbar, Stecklinge wachsen wieder an und treiben aus, wenn sie ins Wasser gestellt werden. Es ist möglich, mit frisch geernteten Ruten zu flechten. Nach dem Schneiden sollten sie idealerweise ein paar Tage ruhen, um nicht zu saftig zu sein. Die frischen Weiden sind oft sehr farbenfroh und eignen sich besonders für dekorative Objekte.
Bitte beachten Sie, dass die Werkstücke aus frischen Weiden beim Trocknen etwas locker werden, da die Weidenzweige im Umfang dünner werden („Schwinden“). Auch die Farbe kann sich verändern.
Neben Weidenruten kann auch mit anderen Naturmaterialien geflochten werden. Roter Hartriegel gibt tolle Farbakzente, Haselruten eignen sich für kräftige Staken und Bögen. Weiden, die kurz vor dem Austreiben sind können geschält werden. Dabei erhält man helle Flechtruten.
Auch mit der abgeschälten Rinde kann geflochten werden. Sie eignet sich besonders für Kinder, da sie weich und einfach zu verarbeiten ist.
Getrocknete Weidenruten
Trockenen Weiden müssen vor der Verarbeitung eingeweicht werden. Je nach Sorte und Dicke der Ruten benötigen diese 1-3 Wochen. Dazu werden die Bündel komplett ins Wasser gelegt, z.B. in eine alten Badewanne oder einen Waschzuber. Kleine Mengen können in einem Abflussrohr aus dem Baumarkt eingeweicht werden. Auch das Versenken in einem See oder Bach ist möglich.
Geschälte Weiden benötigen je nach Stärke und Sorte nur ein paar Stunden oder 1-2 Tage Einweichzeit. Liegen die Ruten zu lange im Wasser, können sie mürbe werden und deshalb brechen. Die richtige Einweichzeit ist daher Erfahrungssache und auch von der Umgebungstemperatur abhängig.
Da die Weiden beim Einweichen unangenehm riechende Gerbstoffe absondern, sollte das Wasser alle 3-5 Tage gewechselt werden. Es ist gut, die Weiden 12-24 Stunden vor dem Flechten aus der Wanne zu nehmen und an einem kühlen Ort ruhen zu lassen.
Die eingeweichten Weiden sollten alle verarbeitet werden, da sie beim erneuten Einweichen deutlich an Qualität verlieren und sich die Rinde beim Flechten teilweise ablöst.
In heißem oder kochendem Wasser geht der Einweichprozess sehr viel schneller und verkürzt sich auf ein paar Stunden. Eine meiner Wannen kann ich mit Gaskochern aufheizen. Auch ein Dämpfen der Weiden ist möglich. Früher wurden die Ruten z.B. in den mit Holz zu beheizenden Waschzubern zum Flechten vorbereitet.
Der Vorteil zuvor getrockneter und dann eingeweichter Weiden ist, dass sie beim Flechten nicht „schwinden“. Daher werden Körbe und Gebrauchsgegenstände in der Regel aus diesen Ruten geflochten.
Binse, Schilf und Rohrkolben
vorgestellt von Christa Jöhlinger
1 . Binse / Simse
Binsen sind fast auf der ganzen Welt in vielen unterschiedlichen Arten verbreitet. In Deutschland wächst u.a. Schoenoplectus lacustris, zu deutsch als Teich-, See- oder Fluss-Binse bezeichnet, weil sie in Gewässern und an deren Rändern zu finden ist. Sie kann bis zu 4m hoch werden und teilt sich die Ufer oft mit Rohrkolben und Schilf. Da sie Überstauungen aber besser erträgt als die anderen Pflanzen, siedelt sie gerne in größeren Wassertiefen, d.h. wir finden sie etwas weiter vom Ufer entfernt. Die Blüte sitzt immer ein Stückchen unterhalb der Halmspitze.
Stängel und Blätter der Binse sind mit einem schwammartigen, weißen Mark gefüllt. Dieses Mark verfügt über eine gute Kapilarwirkung und wurde deshalb früher gerne als Docht für Öl-Lampen genutzt.
Binsen ziehen schmutziges Wasser durch sich hindurch und filtern es. Sie saugen den Dreck geradezu weg.
Die Binse wird im Sommer Ende Juli / Anfang August geerntet. An der Elbe im Brackwasser - das ist Wasser mit Tidenhub - schnitt man die Binsen, wenn das Wasser so weit abgelaufen war, dass das Watt betreten werden konnte. Die Binsenschneiderei dort wurde leider inzwischen eingestellt, weil fast keine Binsen mehr zu finden sind.
Hier man ansehen, wie früher das Einholen der Binsenernte geschah:
https://av.tib.eu/media/26339 >>
Verwendung der Binse:
- Einsatz als natürlicher Wasserfilter in Klär-Teichen
- Als Flechtmaterial für Körbe, Hüte, Schuhe, Taschen oder Matten. Die Kombination aus dem weichen Mark und der festen, aber nicht starren, biegsamen Rinde macht das Arbeiten mit der Binse interessant und vielseitig
- Zu festen Schnüren gedreht können aus Binsen auch Sitze für Möbel gefertigt werden
2 . Schilf / Schilfrohr
wird auch Reet, Reeth, Reth, Reith, Ried, Riet oder Rohr genannt (mittelhochdeutsch riet = „Schilf, Röhricht“).
Verwendung von Schilfrohr:
Es wächst auf sumpfigem Gelände weltweit zwischen dem 10-ten und 70-ten Breitengrad.
Es besiedelt eine Vielzahl von feuchten oder staunassen Standorten an Land und im flachen Wasser. Neben Feuchtwiesen und Mooren kommt es in Bruch- und Auenwäldern sowie an Ufern von Gewässern vor. Die Pflanze wird meist nicht höher als 3 m.
Der Halm ist starr und hohl, er nimmt keine Feuchtigkeit auf und verrottet nur langsam.
Schilf wird traditionell im Winter geschnitten, gebündelt und getrocknet.
- In der Antike war das aus einem Schilfstängel geschnittene Schreibrohr das wichtigste Schreibgerät.
- Dünne Matten aus Schilfrohr dienen zur Beschattung von Gewächshäusern, dickere als Wärmedämmung oder Windschutz.
- Schilfrohr wird selten als Flechtmaterial genutzt
es spielt vor allem eine Rolle als Naturbaustoff:
• in getrocknetem Zustand als Material zur Dacheindeckung
• in Form von Schilfrohrplatten als Putzträger im Lehmbau
Hier eine sehr alte Dokumentation zur Reet-Dachdeckerei:
https://av.tib.eu/media/11949 >>
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